Das dumme Interview mit mir selbst

Bassbottle, oder soll ich dich Fabian nennen?
Eure Lordschaft wäre nett. Aber König reicht auch.

König, wie kam es zu deinem Namen?
Diese Frage nervt mich schon. Wie kam es zu meinem Namen. Der Weihnachtsmann hat ihn mir in den Osterkorb gelegt.

Beschreibe deinen Sound jemandem, der deine Musik noch nie gehört hat.
Eine Dampflok rast mit tausendmillionen km/h durch einen haushohen Haufen volltourig laufender Standmixer, während siebenmilliarden Duracell-Hasen dazu in die Pfoten kloppen.

Aha.
Aha.

Wie sieht es derzeit mit neuen Produktionen aus?
Es schleppt sich. Mittlerweile bin ich ja Mitte 30 und mein Leben hat sich gedreht. Neue Prioritäten – dazu zählt definitiv die Familie – und vor allem ein Umschwung meines musikalischen Interesses.

Was heißt das konkret?
Dass Hardtechno nicht mehr mein Ein und Alles ist. Das mag zum einen daran liegen, dass der Sound nicht mehr der ist, den ich seit jeher mochte. Ich bin da nicht weiter mitgewachsen. Wobei man nicht zwingend von Wachsen reden kann. Hardtechno hat sich fest etabliert und sich soundtechnisch auf seinen geringsten Nenner geschrumpft. So wie jedes Genre, dass aus den Kinderschuhen entwächst und sich von Experimenten verabschiedet. Zum anderen habe ich mich wieder anderen Stilen geöffnet. Auch fernab des Techno. Ich mache ja auch diesen retro Achziger Scheiß und so, weißte? Schön mit alten Synth und Drum Emulationen.

Was erwartet uns also?
Was weiß ich. Ich beginne so dermaßen viele Tracks, die ich nie weiterführe, dass wahrscheinlich meine halbe Festplatte damit zugemüllt ist. Mal hab ich Bock auf Techno, dann mache ich wieder irgendwas mit Ambient, plötzlich ist es Hiphop und dann wieder retro Synthpop. Was mich packt, wird automatisch fertig. Daher musste ich mich aufteilen auf diverse Projekte, weil ich einfach viel zu viele Ideen habe. Ich könnte 24/7 nur Mucke machen. Leider habe ich nicht die Zeit. Und bezahlt wird der Kack auch nicht. Ich bin sowieso dafür, dass alleine die Tätigkeit von Komponieren und Veröffentlichen irgendwie vergütet werden sollte. So eine Art Mindestlohn für Musiker. Ach, was soll’s.

Welchen Preis findest du für einen digitalen Track gerechtfertigt?
Diese Frage überrumpelt mich jetzt dermaßen, dass ich mich kurz zur Seite lehnen muss. […] So, fertig. Nun, hinter so einem Stück Musik steckt eine unglaubliche Misere. Die von Schweiß getränkten Bürostuhlsitzflächen in den Produktionsräumen aller Musiker sprechen für sich. Freunde werden vernachlässigt, Familien hingehalten. Wenn man in der realen Welt unterwegs ist, fängt man ja nach kurzer Zeit an zu zittern, weil der Studio-PC so weit weg ist und man nichts ausrichten kann, um dem kreativen Flow, der einen jederzeit und überall ereilen kann, freien Lauf zu lassen. Boah, ist dieser Schachtelsatz jetzt korrekt gewesen? Es ist schon spät.

Alles in Ordnung.
Gut.

Wie kommt es, dass du nicht einer dieser weltberühmten, sagenumwobenen, sexy DJ Stars geworden bist?
Vor einigen Jahren war ich bereits auf dem Weg dort hin. Ein Boom an Veröffentlichungen, DJ Gigs, Interviews, nackte Frauen vor meiner Haustür… aber irgendwann habe ich es nicht weiter verfolgt. Auf der einen Seite war ich pleite und konnte nicht weiter machen, auf der anderen Seite merkte ich, dass ich gar nicht jedes Wochenende alleine unterwegs sein wollte. Ich bin sowieso nie eine Feiersau gewesen, die jedes Wochenende unterwegs war. Es wäre nicht mein Leben. Wobei ich hier wieder zurück komme auf das Thema Vergütung. Denn Musik mache ich nicht wenig. Leider verdienen das Geld nur diejenigen, die auf’n Knopf drücken und die Musik im Club lediglich abspielen. Verdrehte Welt.

Was machst du jetzt gerade?
Genau jetzt? Ich sitze auf meinem schweißgetränkten Bürostuhl und höre einen Hiphop Song, den ich vorhin mit alten Lyrics von mir gemacht habe. Es ist mittlerweile 2:34 Uhr nachts.

Vielleicht sollten wir das Interview ein andermal fortsetzen.
Ich bin dafür. Es führt auch zu nichts.

Danke für meine Zeit. Das Interview führt ich.